Zu den Vorschlägen, die Wochenarbeitszeit auf 41 Stunden zu erhöhen, widersprechen Abgeordnete der SPD-Fraktion mit Verweis auf die jetzt schon sehr hohe Arbeitsleistung der Sächsinnen und Sachsen:
Albrecht Pallas, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag:
„Unsere sächsischen Polizeibeamt:innen haben allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres rund 190.000 Stunden Mehrarbeit geleistet. Das sind über 12 Stunden je Beschäftigten. Sie arbeiten schon jetzt am Limit. Wenn es jetzt Forderungen gibt, man solle einfach eine Stunde pro Woche mehr arbeiten, dann geht das völlig an der Lebenswirklichkeit, nicht nur unserer Polizist:innen, völlig vorbei. Durch Mehrarbeit und schlechtere Arbeitsbedingungen löst man sicher kein Fachkräfteproblem!
Die SPD-Fraktion hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass mehr Polizeibeamt:innen ausgebildet und eingestellt werden. Schon jetzt ist es aber schwierig, genügend Bewerber:innen zu finden.
Wir brauchen, gerade in Sachsen, Wertschätzung für Arbeit. Fachkräfte gewinnt man mit guten Löhnen, guten Arbeitsbedingungen, guter Bildung und auch Fachkräftezuwanderung. Einseitig die Beschäftigten jetzt in die Pflicht zu nehmen, ist nicht unser Ansatz.”
Simone Lang, pflegepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag:
„Pflegerinnen und Pfleger arbeiten in Sachsen schon jetzt am Limit. Zahllose Überstunden stehen auf der Tagesordnung, damit die Versorgung erkrankter oder pflegebedürftiger Menschen abgesichert werden kann. Viele Beschäftigte überlegen sogar, ihren Job aufzugeben, obwohl sie mit Herz und Seele für Menschen arbeiten. Jetzt mit dem Vorschlag zu kommen, man solle einfach eine Stunde pro Woche mehr arbeiten, um das Fachkräfteproblem zu lösen, ist geradezu absurd. So wird das Problem in der Pflege nicht gelöst, es wird verschärft.”
„Unser Ansatz muss doch sein, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen. Gute Arbeit ist doch keine Exceltabelle, in der man einfach eine Zeile hinzufügen kann. Nicht erst der DAK Gesundheitsreport 2023 hat festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten und Krankenstand gibt. Längere Arbeitszeiten sind am Ende kontraproduktiv.”
Sabine Friedel, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag:
„Die Diskussion um längere Arbeitszeiten ist für sächsische Lehrkräfte nicht neu. Ist es doch die vermeintlich einfachste Möglichkeit, akuten Lehrermangel zu bekämpfen. Nur ist die einfachste Lösung oft nicht die beste. Längere Arbeitszeiten führen zu höheren Krankenständen, zu mehr Unzufriedenheit im Lehrerzimmer und damit am Ende zu mehr Unterrichtsausfall.
Deshalb ist es ein Irrweg, jetzt pauschal eine Stunde Mehrarbeit pro Woche zu fordern. Das löst kein Fachkräfteproblem in unserem Land – nicht in den Schulen, aber auch sonst nirgendwo.”