Alleinerziehende auf dem Arbeitsmarkt stärken – Aktionsplan vorlegen

23. März 2022

Im Säch­si­schen Landtag wurde gerade unser Koali­ti­ons­an­trag Allein­er­zie­hende auf dem Arbeits­markt stärken – Akti­ons­plan vor­legen mit großer Mehr­heit beschlossen. Das war uns als Frak­tion ein Her­zens­an­liegen, denn wir wollen Ein-Eltern-Fami­lien in Sachsen nach­haltig stärken und för­dern. In Sachsen sind rund 24 Pro­zent der Fami­lien Ein-Eltern-Fami­lien. Das heißt, dass jede vierte Familie in Sachsen allein­er­zie­hend ist.

Allein­er­zie­hende tragen die allei­nige Ver­ant­wor­tung für ihre Kinder. Ihre Pro­blem­lagen und die Her­aus­for­de­rungen von Allein­er­zie­henden sind viel­fältig: Das Risiko in Armut zu leben, ist für allein­er­zie­hende Fami­lien wesent­lich höher, als bei jeder anderen Fami­li­en­form. Knapp drei von vier Allein­er­zie­henden waren in Sachsen 2015 berufstätig, doch davon konnten nur rund 72 Pro­zent überwiegend von der eigenen Erwerbstätigkeit leben.


Die Armut ist dabei weib­lich, denn 90 Pro­zent der Allein­er­zie­henden sind in Sachsen Frauen. An ihrer pre­kären Erwerbs­si­tua­tions hat sich in den letzten Jahren, trotz kleiner poli­ti­scher Stell­schrauben, die wir dafür gedreht haben, nicht viel geän­dert.

12 Euro Min­dest­lohn ab 1. Oktober 2022
Die SPD hat auf Bun­des­ebene die Erhö­hung des Min­dest­lohns auf 12 Euro ab dem  1. Oktober 2022 ermög­licht. Auch die Kin­der­grund­si­che­rung wird end­lich ein­ge­führt und das Thema Unter­halts­vor­schuss wurde ange­packt. Alle drei Maß­nahmen werden dazu bei­tragen, die Ein-Kind-Fami­lien nach­haltig, auch in Sachsen, zu stärken.

Allein­er­zie­hende in Sachsen stärken
Wir wollen den hohen Anteil Allein­er­zie­hender und ihrer Kinder, die von Armut betroffen sind, mit kon­kreten Unterstützungsangeboten senken. Wir wollen sie stärker unterstützen, indem wir die beruf­liche Qua­li­fi­ka­tion bezie­hungs­weise Aus­bil­dung sowie die Inte­gra­tion von Allein­er­zie­henden in den Arbeits­markt ver­bes­sern. Im Zusam­men­wirken mit der kom­mu­nalen Ebene, der Wirt­schaft und den Familienverbänden soll hierfür bis Ende 2022 ein „Akti­ons­plan Allein­er­zie­hende“ zur Stärkung von Fami­lien initi­iert werden. 


Hierbei soll ein beson­derer Fokus auf die beruf­liche Qua­li­fi­zie­rung und Aus­bil­dung, ins­be­son­dere in Teil­zeit, sowie die Inte­gra­tion in den ersten Arbeits­markt gelegt werden. Dies beinhaltet für uns, neben den Fragen zur mög­li­chen Teil­zeit­aus­bil­dung und ‑Stu­dium, auch die Frage nach der Schaf­fung von not­wen­digen Rah­men­be­din­gungen für die Aus­füh­rung einer Tätig­keit. Diese Punkte muss ein Akti­ons­plan, den wir mit dem heu­tigen Antrag beauf­tragt haben, unter anderem umfassen:

Bilder: Robert Knechte I Adobe Stock

Ausbildung und Studium in Teilzeit
Vor­aus­set­zung für eine sta­bile und aus­rei­chende Ent­loh­nung ist eine qua­li­fi­zie­rende Aus­bil­dung. Um Allein­er­zie­henden den Zugang zur Aus­bil­dung und zum Stu­dium zu erleich­tern, müssen wir uns anschauen, welche zeit­li­chen und lokalen Res­sourcen sie haben. Dabei spielen Anfahrts­wege, Betreu­ungs­zeiten und Bin­dung an den Hei­matort eine ungleich grö­ßere Rolle, als bei kin­der­losen. Umzüge lassen sich oft­mals nur schwer rea­li­sieren, weil das soziale Umfeld, dass viel­mals zur Ver­sor­gung der Kinder (sei es die Oma oder die beste Freundin) nicht ein­fach mit umziehen kann. Lange Fahrt­wege und die Betreuung des Kindes müssen har­mo­nieren. Mit­tels Teil­zeit können Allein­er­zie­hende diese Hürden besser meis­tern und eine fach­liche Qua­li­fi­zie­rung erzielen.
Ausbildungs- und Bildungsangebote an die Zielgruppe anpassen
Bestehende schu­li­sche und außer­schu­li­sche Ange­bote des Frei­staates, wie die der nach­ho­lenden Bil­dung sowie in der Wei­ter­bil­dung müssen auf die Bedarfe der Ziel­gruppe ange­passt werden. Dabei merken wir bei­spiels­weise, dass es in den letzten beiden Jahren eine deut­liche Stei­ge­rung in der Bereit­schaft und Bereit­stel­lung digi­taler Bil­dungs­an­ge­bote gab. Eine Ver­ste­ti­gung dieser kann ebenso zu einer bes­seren Ver­ein­bar­keit führen. Dieser Gedanke muss sich ebenso in unseren Wei­ter­bil­dungs­an­ge­boten wie­der­finden. Eine gute Aus­bil­dung ermög­licht sta­bile Lohn­ver­hält­nisse und ver­hin­dert ein Abrut­schen in die Armuts­falle.
Flexible Kindertagesbetreuung
Bei der Ver­mitt­lung in den ersten Arbeits­markt wird uns immer wieder gespie­gelt, dass gerade die Betreuung der Kinder ein wesent­li­cher Faktor ist. Zwar haben wir im Frei­staat eine gut aus­ge­baute Infra­struktur an Betreu­ungs­plätzen, doch schaut man, welche Bedarfe voll­zeit­ar­bei­tende Allein­er­zie­hende haben, werden diese nicht aus­rei­chend abge­deckt. Das müssen wir ändern. Hierfür gilt es, Ansätze zu ent­wi­ckeln, wie kom­mu­nale und freie Träger bei der Ent­wick­lung von Modellen fle­xi­bler Kin­der­ta­ges­be­treuung unterstützt werden können.

Alleinerziehende tragen die alleinige Verantwortung für ihre Kinder. Aufgaben und Pflichten, die in Paarbeziehungen gemeinsam geleistet werden, müssen sie alleine meistern. Es ist daher auch eine Frage der Gerechtigkeit, dass ihr Familienstand nicht weiterhin eine Armutsfalle darstellt.

Juliane Pfeil, SPD-Fami­li­en­po­li­ti­kerin
Allein­er­zie­hende tragen die allei­nige Ver­ant­wor­tung für ihre Kinder. Auf­gaben und Pflichten, die in Paar­be­zie­hungen gemeinsam geleistet werden, müssen sie alleine meis­tern. Es ist daher auch eine Frage der Gerech­tig­keit, dass ihr Fami­li­en­stand nicht wei­terhin eine Armuts­falle dar­stellt. Um das zu ändern, bringen wir einen Akti­ons­plan in Sachsen auf den Weg, der gemeinsam mit der kom­mu­nalen Ebene, der Wirt­schaft und den Fami­li­en­ver­bänden bis Ende des Jahres erar­beitet wird.

Nur 72 Pro­zent der Allein­er­zie­henden können in Sachsen von ihrer eigenen Erwerbs­tä­tig­keit leben, viele arbeiten im Nied­rig­lohn­be­reich. Ein beson­derer Fokus soll daher auf die Inte­gra­tion in den Arbeits­markt und die beruf­liche Qua­li­fi­ka­tion sowie Aus­bil­dung gelegt werden. Dafür gilt es, die Struk­turen so zu ver­än­dern, dass für allein­er­zie­hende Eltern die Ver­ein­bar­keit von Familie und Beruf besser mög­lich ist.

Ein beson­deres Augen­merk soll hierfür auf die Aus­bil­dung und das Stu­dium gelegt werden, die in Teil­zeit mög­lich sein müssen. Auch die Digi­ta­li­sie­rung der Bil­dung und die Fle­xi­bi­li­sie­rung der Kin­der­ta­ges­be­treuung kann und muss ein Schlüssel sein, um Allein­er­zie­hende in den Arbeits­markt zu inte­grieren.
Juliane Pfeil, fami­li­en­po­li­ti­sche Spre­cherin der SPD-Frak­tion