Die heute veröffentlichte Arbeitszeitstudie des Sächsischen Kultusministeriums liefert erstmals eine differenzierte Datengrundlage zur Arbeitsbelastung von Lehrkräften und Schulleitungen über ein Schuljahr hinweg.
Was zeigt die Studie?
- An der Erhebung beteiligten sich 3.772 Lehrkräfte sowie 386 Schulleitungen, was in etwa 14 % der sächsischen Lehrkräfte und rund 19 % der Schulleitungen entspricht
- Die Erfassung erfolgte über ein ganzes Schuljahr hinweg mittels eines webbasierten Zeiterfassungstools; zusätzlich wurden zu mehreren Zeitpunkten Befragungen zum Belastungsempfinden durchgeführt.
- Im Mittel berichten Vollzeitlehrkräfte eine geringfügige Untererfüllung ihrer Soll-Arbeitszeit (– 0,6 %), Teilzeitlehrkräfte hingegen eine Mehrarbeit von durchschnittlich 5,8 %.
- Schulleitungen gaben an, im Mittel 7,8 % über ihrem individuellen Soll zu arbeiten – das entspricht im Schnitt etwa 2,6 Stunden Mehrarbeit pro Woche.
- Deutlich sichtbar: Die Belastung steigt über das Schuljahr hinweg und fällt in den Ferien deutlich ab.
- Besonders belastend wirken weniger die pädagogischen Kernaufgaben, sondern organisatorische Anforderungen, Ressourcendefizite, unklare Prozesse und zusätzliche Aufgaben.
Diese Ergebnisse untermauern, was viele Lehrkräfte bereits empfinden: Die Belastung wächst, und sie ist in vielen Fällen strukturell bedingt.
Wo wir jetzt ansetzen müssen
Der stellvertretende Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher unserer Fraktion, Gerald Eisenblätter, bringt es auf den Punkt:
„Die Arbeitszeituntersuchung zeichnet ein differenziertes Bild, das es in Ruhe auszuwerten gilt. Die Mehrarbeit bei Schulleitungen und in einigen Schularten stechen ins Auge. Deutlich wird auch, dass die Frustrationen bei einem großen Teil der Lehrkräfte über das Schuljahr zunehmen. Hier müssen wir ansetzen. Denn beste Bildung kann nur entstehen, wenn auch die Lehrkräfte motiviert sind.“
Aus Sicht der SPD-Fraktion heißt das konkret:
- Analyse & Evaluation
Alle Fakten gehören jetzt auf den Tisch und gründlich geprüft:- Wir brauchen eine fundierte Evaluation des zuletzt beschlossenen Maßnahmenpakets
- eine aktualisierte Schülerzahlprognose,
- eine belastbare Abschätzung des künftigen Lehrerbedarfs.
- Entlastung & Arbeitszeitregelung
Es muss dringend geprüft werden, wie Lehrkräfte entlastet werden können – insbesondere, um regelmäßige Überschreitungen des Arbeitszeitgesetzes zukünftig zu vermeiden.
Eine verpflichtende Vorgriffsstunde kann vor dem Hintergrund dieser Datenlage nicht der richtige Weg sein.
Stattdessen setzen wir auf freiwillige Arbeitszeitkonten, die Lehrkräften ermöglichen, ihre Unterrichtsverpflichtung über drei Jahre freiwillig zu erhöhen und nach einem „Wartejahr“ in drei folgenden Schuljahren entsprechend zu reduzieren. - Gesundheitsschutz & Arbeitszeiterfassung
Wir brauchen verbindliche Regeln der Arbeitszeiterfassung und Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit – mit dem Ziel, dauerhaft Überlastungen zu vermeiden. - Ein neues, tragfähiges Maßnahmenpaket
Ziel bleibt es, gemeinsam ein neues Maßnahmenpaket zu schnüren, das unsere Schulen zukunftssicher macht. Und dafür sollten wir uns Zeit nehmen: nicht jede Woche eine neue Maßnahme ankündigen, sondern ausführlich beraten, abwägen und tragfähige Entscheidungen treffen.
Wir sollten uns jetzt die Zeit nehmen, um umfassend zu beraten und nicht jede Woche eine neue Maßnahme ankündigen.” – Gerald Eisenblätter
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