Das wird alles andere als normal – aber Not macht erfinderisch

13. Mai 2020

Enge Partnerschaft von Eltern und pädagogischen Fachkräften gefragt: Es geht um die Bedürfnisse der Kinder

Ange­sichts der bevor­ste­henden Öff­nung von Grund­schulen und Kin­der­ta­ges­stätten für den „ein­ge­schränkten Regel­be­trieb” erklärt die bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cherin der SPD-Frak­tion Sabine Friedel:

Uns errei­chen große Erwar­tungen und große Befürch­tungen. Beides ist über­trieben. Die nächsten Monate werden alles andere als normal in unseren Schulen und Kitas. Dar­über darf auch das Wort vom ‚ein­ge­schränkten Regel­be­trieb’ nicht hin­weg­täu­schen. Es wird ver­kürzte Öff­nungs­zeiten geben, andere Tages­ab­läufe und ein­ge­schränkten Unter­richt. All das wird Pro­bleme mit sich bringen. Doch die Kinder wei­terhin von allem aus­zu­schließen, brächte noch viel grö­ßere Pro­bleme mit sich. Wir können den Kin­dern ihr Recht auf Bil­dung, auf gemein­sames Spiel und sozialen Aus­tausch nicht dau­er­haft ver­wehren. Des­halb ist es bei allen zu erwar­tenden Schwie­rig­keiten richtig, die Kitas und Schulen vor­sichtig und schritt­weise wieder zu öffnen.

Alle Vor­sichts­maß­nahmen und Ein­schrän­kungen sind nötig. Sie dienen dem Wohl der päd­ago­gi­schen Fach­kräfte. Dadurch, dass in den Kitas und Schulen feste Gruppen abso­lute Grund­be­din­gung sind, können sich lange Infek­ti­ons­ketten gar nicht erst auf­bauen und mehr Men­schen bleiben geschützt. Es ist gut, dass die Kitas und Grund­schulen vom Kul­tus­mi­nis­te­rium größten Frei­raum bei der zeit­li­chen und räum­li­chen Orga­ni­sa­tion ihrer päd­ago­gi­schen Arbeit erhalten haben. Diesen müssen sie nun auch nutzen! Grup­pen­bil­dung, mehr Selbst­lern­phasen statt geführten Unter­richts, viel Frei­zeit im Freien, die Ein­be­zie­hung des Horts und von GTA-Kräften auch am Vor­mittag und eine ver­stärkte Zusam­men­ar­beit mit schul­ex­ternen Bil­dungs­trä­gern – es gibt viele Bau­steine, mit denen jede Ein­rich­tung die für sie best­mög­liche Lösung finden kann.

Wäh­rend in der einen Ein­rich­tung eine Betreuung von 7 bis 16 Uhr orga­ni­siert werden kann, geht es an einer anderen Ein­rich­tung auf­grund von Per­so­nal­mangel viel­leicht nur von 9 bis 13 Uhr. Dies alles hängt ab von den räum­li­chen und per­so­nellen Bedin­gungen vor Ort. Doch selbst wenn es nur drei oder vier Stunden am Tag sind: Für die Kinder wird diese Zeit eine unglaub­liche Erleich­te­rung und Berei­che­rung sein. Und von den Eltern muss alles Ver­ständnis dafür erwartet werden, dass der Infek­ti­ons­schutz für die Fach­kräfte eine län­gere Betreu­ungs­zeit nicht zulässt. Sie sollten sich mit ihren Kin­dern freuen, dass es über­haupt wieder in die Kita oder in die Schule geht.

Bei allen Dis­kus­sionen dürfen wir nicht ver­gessen: Keiner hat sich dieses Virus aus­ge­sucht. Es ist nun einmal da, es bleibt da und wir müssen Wege finden, damit umzu­gehen. Es heißt nicht umsonst: „Not macht erfin­de­risch”. In vielen Kitas und Schulen werden nun neue Wege gefunden.

Allen – den Eltern, den Fachkräften und den Behörden – muss klar sein: 

  • Es wird ver­kürzte Öff­nungs­zeiten und ver­kürzten Unter­richt geben.
  • Es geht nicht nach Lehr­plan, son­dern nach den Bedürf­nissen der Kinder.
  • Es wird Lehrer/​innen und Erzieher/​innen geben, die nicht direkt mit den Kin­dern arbeiten können.
  • Es wird Kinder geben, die nicht in die Schule geschickt werden können.
  • Es wird neue Tages­ab­läufe geben, die sich vom ‚Nor­malen‘ deut­lich unter­scheiden.

Es wird ver­kürzte Öff­nungs­zeiten und ver­kürzten Unter­richt geben.

Es geht nicht nach Lehr­plan, son­dern nach den Bedürf­nissen der Kinder.

Es wird Kinder geben, die nicht in die Schule geschickt werden können.

Es wird neue Tages­ab­läufe geben, die sich vom „Nor­malen” deut­lich unter­scheiden.

Alle – die Eltern, Fach­kräfte und Behörden – dürfen darauf ver­trauen: Not macht uns Men­schen erfin­de­risch. Nutzen wir die Chancen.

Mit der neuen Rechts­ver­ord­nung hat die Staats­re­gie­rung häus­liche Betreu­ungs- und Lern­gruppen ermög­licht. Damit können sich die Fami­lien gegen­seitig helfen und auch die Kita oder Grund­schule ihres Kindes in beson­derer Weise unter­stützen. Die Lern­gruppen im häus­li­chen Umfeld können auch den älteren Schü­lern helfen, die Selbst­lern­phasen besser zu bewäl­tigen. Wir freuen uns, dass unser Vor­schlag auf­ge­nommen wurde. In den nächsten Wochen ist es aus unserer Sicht wichtig, eine klare und ver­läss­liche Finan­zie­rung für die Kosten im Kita-Bereich zu ver­ein­baren. Diese muss einer­seits den pan­de­mie­be­dingten Mehr­auf­wand der Träger berück­sich­tigen und ande­rer­seits die Belas­tungen der Eltern redu­zieren – gerade wenn eine „nor­male Regel­be­treuung” auf län­gere Zeit nicht gewähr­leistet werden kann.