Heute ist Equal-Pay-Day. Frauen bekommen in Deutschland deutlich weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Bis zum 7. März arbeiten Frauen quasi „umsonst”, während Männer bereits ab 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Mit 18 Prozent liegt der Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, in Deutschland weiterhin deutlich über dem EU-Durchschnitt (14 Prozent). In kaum einem anderen Land Europas ist die Kluft bei der Bezahlung von Frauen und Männern damit so groß.
Sachsen bildet hier eine positivere Ausnahme: die Lohnlücke liegt bei 7 Prozent. Die Entwicklung in den letzten Jahren in Deutschland und Sachsen ging in die richtige Richtung. Es bewegt sich etwas bei der Gleichstellung. Das sieht man auch beim Gender Pay Gap. Weitere Zahlen und Fakten findet Ihr hier.
Doch fest steht für uns, jedes Prozent ist zu viel und ungerecht. Wir schließen uns der Forderung an: gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit. Daher arbeiten wir weiterhin daran, dass die Lohnlücke in Gänze verschwindet. Was sind die Ursachen, dass das noch nicht der Fall ist?
- Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Berufen und Branchen
- Frauen arbeiten oft auf niedrigeren Stufen der Karriereleiter als Männer
- Frauen unterbrechen häufiger ihre Erwerbstätigkeit für die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen
- Die Arbeit in vermeintlichen Frauenberufen wird häufig schlechter entlohnt
- Frauen werden, wenn sie überhaupt nach Tarif bezahlt werden, häufig schlechter eingruppiert
- Sogar bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter, gleichem Beruf und gleichem Betrieb erhalten Frauen im Durchschnitt in Deutschland etwa 12 Prozent weniger Entgelt
Das zeigt noch immer: Das Geschlecht entscheidet darüber, wie viel Geld sich im Portemonnaie befindet. Wir finden das ungerecht und schließen uns der Forderung der Gewerkschaften an: Frauen haben ein Recht auf Mehr! Hier findet ihr einen Maßnahmenkatalog von Ver.di, den sie vorschlagen, um den Gender Pay Gap deutschlandweit abzubauen.
Was können wir in Sachsen machen?
1) Mädchen und junge Frauen sollten in ihrem Interesse für MINT-Themen gestärkt werden. Gesellschaftliche Erwartungen haben häufig Auswirkung auf die Berufswahl, entsprechend entscheiden sich Frauen oft für Berufe im sozialen Bereich, die zumeist schlechter bezahlt werden.
2) Das bedeutet aber auch: Wir müssen die sozialen Berufen besser und fairer entlohnen.
3) Wir brauchen in Sachsen ein starkes Gesetz für die Gleichstellung von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst. Denn: Es muss dafür gesorgt werden, dass Frauen mehr Chancen bekommen in Führungspositionen zu wechseln. Nur so kann der Gender Pay Gap nachhaltig geschlossen werden. Der öffentliche Dienst in Sachsen hat hier Vorbildwirkung für private Unternehmen und Wirtschaft.
Die Lohnlücke und Corona
Corona hat zu einer starken Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern geführt: viele Frauen haben ihre Erwerbstätigkeit eingeschränkt, um ihre Kinder zu betreuen und z.B. beim Homeschooling zu unterstützen. Es ist daher anzunehmen, dass sich dieser Trend auch negativ auf die Lohnlücke zwischen Mann und Frau auswirken wird.
Mindestlohn
Da Frauen besonders häufig im Niedriglohnsektor oder geringfügig beschäftigt sind, werden sie besonders stark von der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro ab 1. Oktober 2022 profitieren. Gleichermaßen ist die Bindung an bestehende Tarifverträge für Frauen, die in diesen Bereichen arbeiten, wichtig.
Bild: Adobe Stock I NITO
Der Equal Pay Day zeigt in diesem Jahr erneut auf, wie weit wir von der tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau entfernt sind. Der Blick auf die Zahlen stimmt dabei jedoch erneut positiv, insbesondere in Sachsen. Denn hier liegt der Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Mann und Frau, nur noch bei rund 7 Prozent.
Hanka Kliese
Die Erhöhung des Mindestlohns ab 1. Oktober 2022 auf 12 Euro bedeutet für viele Frauen in Sachsen eine Gehaltserhöhung. Denn viele Frauen arbeiten im Niedriglohnbereich. Der Mindestlohn ist dabei nur ein Schritt, durch den die Lohnlücke weiter abgebaut werden kann, mindestens genauso wichtig sind Tarifverträge in möglichst vielen Unternehmen.
SPD-Gleichstellungspolitikerin
In Sachsen können und sollten wir noch mehr tun, um die Strukturen, die die Lohnlücke begünstigen, nachhaltig zu verändern. Dafür müssen wir auch kritisch auf die Entgeltgruppen und Eingruppierungen in Sachsen schauen. Das haben wir 2019 gemacht, indem wir die Grundschullehrer:innen in die Entgeltgruppe E13 bzw. A13 eingruppiert haben. Seitdem werden alle Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen gleich bezahlt. Das wirkte sich positiv auf die Lohnlücke aus: Denn an Grundschulen arbeiten rund 89 Prozent Frauen, an Gymnasien im Vergleich dazu nur rund 61 Prozent.
Auch ein modernes und starkes sächsisches Gleichstellungsgesetz wird dazu beitragen, den Gender Pay Gap in Sachsen weiter abzubauen. Frauen müssen mehr Chancen erhalten, in Führungspositionen zu wechseln. Nur so kann die Lohnlücke langfristig geschlossen werden. Dem öffentlichen Dienst in Sachsen kommt hier eine Vorbildwirkung für private Unternehmen und die Wirtschaft zu.