Friedel: Die zu kurze Decke wird durch Werbung nicht länger – Wer zukunftsfähige Schulen will, muss mutig werden und das Bildungsland Sachsen umkrempeln

7. April 2022

Zur neuen Leh­rer­ge­win­nungs­kam­pagne des Kul­tus­mi­nis­te­riums sagt die bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cherin der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag Sabine Friedel:


„Die Kam­pagne ist sicher gut gemeint. Doch die beste Wer­bung bringt wenig, wenn die Ziel­gruppe nicht wachsen kann. Fest steht dabei: Aus anderen Bun­des­län­dern wird man junge Men­schen kaum gewinnen können. Denn bun­des­weit ist der Leh­rer­mangel groß, rund 150.000 Lehr­kräfte fehlen in den nächsten zehn Jahren. In Sachsen selbst gibt es zwar genü­gend Plätze an den Hoch­schulen. Aber von den rund 10.000 säch­si­schen Abiturient:innen pro Jahr werden wir nicht mehr als 2.700 Lehr­amts­stu­die­rende gewinnen können. Eine wei­tere Auf­sto­ckung der Stu­di­en­plätze läuft also ins Leere.”


„Die zu kurze Decke wird durch Wer­bung nicht länger. Wer zukunfts­fä­hige Schulen will, der muss end­lich mutig werden und das Bil­dungs­land Sachsen umkrem­peln. Es ist die Aus­bil­dung selbst, die wir ändern müssen! Für die Ober­schulen suchen wir hän­de­rin­gend Nach­wuchs­kräfte. Gleich­zeitig werden schon heute in Sachsen Lehr­amts­ab­sol­venten für das Gym­na­sium abge­wiesen und nicht ein­ge­stellt. Die Lösung liegt auf der Hand: Schluss mit dem schul­art­spe­zi­fi­schen Stu­dium, statt­dessen end­lich Aus­bil­dung im Stu­fen­lehramt für die Primar- und die Sekun­dar­stufe. So gelingt ein bedarfs­ge­rechter Ein­satz an den Ober­schulen und Gym­na­sien.”


„Die Zeit ist reif für prag­ma­ti­sche Ent­schei­dungen jen­seits gern gepflegter Ideo­lo­gie­dis­kurse. Jahr­gangs­über­grei­fender Unter­richt, Gemein­schafts­schulen und die Stu­fen­aus­bil­dung sind keine Bil­dungs­ro­mantik. Sie sind Instru­mente der Effi­zienz, mit wel­chen die päd­ago­gi­sche Qua­lität auch in Zeiten des Leh­rer­man­gels erhalten werden kann. Neben diese struk­tu­relle Erneue­rung muss eine inhalt­liche Erneue­rung treten: Es gilt, die Lehr­pläne sowie Stun­den­tafel zu ent­schla­cken, die Stoff­fülle zu redu­zieren und das Ver­ständnis aus­zu­bauen. Weniger Aus­wen­dig­lernen, mehr Zeit zum Üben, mehr prak­ti­sches und soziales Lernen
das sind Rezepte für die Zukunft in einer digi­ta­li­sierten Welt.”  


„Ohne einen struk­tu­rellen und inhalt­li­chen Kurs­wechsel wird Sachsen seine Bil­dungs­qua­lität ver­lieren. Dann werden die Bil­dungs­er­folge vom Zufall bestimmt und nicht von päd­ago­gi­schen Leit­li­nien, indem unge­steu­erter Unter­richts­aus­fall die vom Lehr­plan gesteu­erte Stun­den­tafel ersetzt. Das kann nie­mand wollen. Es ist Zeit für die großen Schritte. Wenn es um das ‚Bil­dungs­land Sachsen 2030´geht, heißt das: Nur mutig voran. Hier ist klotzen statt kle­ckern ange­sagt.”


„Und schließ­lich gilt mit Blick auf die Bewer­bungs­ver­fahren selbst: Guter Ser­vice ist die beste Wer­bung.“

 

Foto: Jen­koA­taman, Stillfx | Adobe Stock


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