Digitalpakt nicht nach „Schema F“ abarbeiten

21. Februar 2019

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„Die Mittel aus dem Digi­tal­pakt werden sehr helfen, die digi­tale Infra­struktur an den säch­si­schen Schulen zu ver­bes­sern. Doch das ist nur die halbe Miete“, so Bil­dungs­expertin Sabine Friedel am Don­nerstag zu der Eini­gung zwi­schen Bund und Län­dern. „Die beste Technik ist nutzlos ohne Men­schen, die mit ihr umgehen können. Zur schnellen Umset­zung gehört des­halb auch eine Stra­tegie für das Per­sonal zur Digi­ta­li­sie­rung. Und das Per­sonal ist klare Län­der­auf­gabe.“

„Es darf nicht pas­sieren, dass der Digi­tal­pakt nach ‚Schema F‘ abge­ar­beitet wird. Dann würden die wert­vollen Mittel im Zustän­dig­keits­wirr­warr zwi­schen Schulen, Schul­träger, Land ver­si­ckern“, so Holger Mann. „Der Frei­staat Sachsen muss selbst Ver­ant­wor­tung über­nehmen und die tech­ni­schen Inves­ti­tionen mit per­so­nellen Inves­ti­tionen begleiten.“ Friedel: „Und natür­lich bleibt die große Auf­gabe bestehen: Sachsen muss seine Lehr­pläne wei­ter­ent­wi­ckeln und an den Her­aus­for­de­rungen unserer Zukunft aus­richten.“

Aus Sicht der SPD-Frak­tion muss das Kul­tus­mi­nis­te­rium jetzt fol­gende Schritte unter­nehmen:

  1. Medi­en­bil­dung ver­pflich­tend in der Leh­rer­bil­dung ver­an­kern (Lehr­amts­prü­fungs­ord­nung novel­lieren).
  2. Ausbau der Wei­ter­bil­dung für Lehrer. Es gilt, schnell ins­be­son­dere Ange­bote unter­schied­li­cher Qua­li­fi­ka­ti­ons­ni­veaus auf­zu­legen.
  3. Das Schul­as­sis­tenz-Pro­gramm für Medi­en­päd­agogen öffnen. Ein Team von min­des­tens 20 Medi­en­päd­agogen bilden, das die Schulen bei der Ent­wick­lung ihrer Kon­zepte unter­stützt und begleitet.
  4. Eine Schul-Cloud bereit­stellen und Open Edu­ca­tional Resources (OER) för­dern. Lern­platt­formen wie LernSax und MeSax sind eine gute Aus­gangs­basis und sollen an alle Schulen gebracht werden. Dazu muss ein vom Land finan­ziertes Sup­port-Team bereit­stehen. Außerdem das Pro­gramm SaxSVS zu einem sach­sen­weiten Schul­ver­wal­tungs­pro­gramm wei­ter­ent­wi­ckeln und um Funk­tionen wie ein elek­tro­ni­sches Klas­sen­buch ergänzen.
  5. Gemeinsam mit den Kom­munen als Schul­trä­gern Stan­dards für die digi­tale Aus­stat­tung von Schulen ent­wi­ckeln – und dabei ‚von oben nach unten‘ vor­gehen: Erste Prio­rität haben Berufs­schulen, weil in der Aus­bil­dung vieler Berufe die Beherr­schung von Technik Grund­vor­aus­set­zung ist. Dann folgen Ober­schulen und Gym­na­sien.
    Dabei müssen – gege­be­nen­falls los­ge­löst von der Finan­zie­rungs­frage – bereits Min­dest­an­for­de­rungen (Schnitt­stellen, Spei­cher) an digi­tale End­ge­räte (Tablets/​ Smart­phones) erar­beitet werden, ohne sich bereits auf ein Betriebs­system oder Her­steller fest­zu­legen.
  6. Vor­reiter belohnen: Ein­zelne Lehr­kräfte sollen sich mit einem inno­va­tiven Unter­richts­kon­zept für digi­tale Bil­dung unbü­ro­kra­tisch um finan­zi­elle Mittel zur Umset­zung bewerben können. So schaffen wir in jeder ein­zelnen Schule Inno­va­ti­ons­treiber, die etwas aus­pro­bieren, Erfah­rungen sam­meln und den Rest des Kol­le­giums mit­ziehen können.

Hin­ter­grund: Der Ver­mitt­lungs­aus­schuss von Bund und Län­dern hatte sich am Mitt­woch auf eine Ände­rung des Grund­ge­setzes ver­stän­digt, damit der Bund künftig Geld für die Digi­ta­li­sie­rung in den Schulen bereit­stellen kann. Laut Kul­tus­mi­nis­te­rium sind für Sachsen sind von Seiten des Bundes rund 250 Mil­lionen Euro für den Ausbau der IT-Infra­struktur in den all­ge­mein­bil­denden und berufs­bil­denden Schulen im Digi­tal­Pakt vor­ge­sehen.