Friedel: Der vorletzte Schritt auf einem langen Weg – Längeres gemeinsames Lernen wird in Sachsen möglich

10. Juli 2020

+++ Nach 30 Jahren wird in Sachsen Schul­frieden her­ge­stellt +++ Gemein­schafts­schule erhält Stamm­platz im Schul­ge­setz +++

Sabine Friedel, bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cherin der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag, erklärt im Vor­feld der abschlie­ßenden Bera­tung des „Gesetzes zur Ein­füh­rung der Gemein­schafts­schule im Frei­staat Sachsen” (Drs. 7/3000) sowie zum heute ein­ge­brachten Ent­schlie­ßungs­an­trag der Koali­ti­ons­frak­tionen (Drs. 7/3188):

Am kom­menden Mitt­woch wird der Säch­si­sche Landtag das Gesetz zur Ein­füh­rung der Gemein­schafts­schule im Frei­staat Sachsen ver­ab­schieden. „Damit wird künftig auch in Sachsen länger gemeinsam gelernt. Die Ent­schei­dung über den Schul­ab­schluss und damit über die Frage ‚Lehre oder Stu­dium’ muss nicht mehr nach der vierten Klasse fallen. Das war der Wunsch zahl­rei­cher Bür­ge­rinnen und Bürger – mehr als 50.000 Men­schen haben den Volks­an­trag ‚Län­geres gemein­sames Lernen in Sachsen‘ unter­stützt“, so SPD-Bil­dungs­expertin Sabine Friedel.

Dass der Volks­an­trag nicht unver­än­dert über­nommen wird, wertet Friedel als Erfor­dernis guter poli­ti­scher Kultur. „In einer Frage, über die in unserem Land jahr­zehn­te­lang erbit­tert gestritten wurde, braucht es am Ende einen poli­ti­schen Kom­pro­miss. Die Koali­tion greift den Volks­an­trag auf. Und ja, die Koali­tion setzt engere Grenzen als der Volks­an­trag. Bei Man­chen bestanden eben Sorgen mit Blick auf die Qua­lität oder die Stand­ort­si­cher­heit ein­zelner Schulen. Diese Sorgen können wir mit den Ände­rungen ent­kräften. Zwei Dinge werden damit sicher­ge­stellt: 1. Das Abitur einer Gemein­schafts­schule ist genauso viel wert wie das eines Gym­na­siums. 2. Das län­gere gemein­same Lernen sorgt gerade im länd­li­chen Raum für ein dichtes Schul­netz.“

Die geplante Umset­zung des Volks­an­trags sei der vor­letzte Schritt auf einem langen Weg, betont Friedel. „Der letzte Schritt besteht natür­lich darin, ganz prak­tisch Gemein­schafts­schulen zu gründen. Und auch im länd­li­chen Raum mit der Ober­schule+ das län­gere gemein­same Lernen umzu­setzen. Wir wissen bereits von einer Reihe Schulen, die sich auf den Weg machen wollen.“ Des­halb sei eine Unter­stüt­zung durch das Kul­tus­mi­nis­te­rium nötig, damit die Ideen umge­setzt werden können. „Mit unserem Ent­schlie­ßungs­an­trag stellen wir sicher, dass inter­es­sierte Lehr­kräfte Fort­bil­dungen erhalten, die Eltern und Schüler in Grün­dungs­pro­zesse ein­be­zogen und die Schulen fach­lich begleitet werden.”

Friedel erin­nert aber auch daran, dass eine gute Schule nicht allein eine Frage der Schulart ist. „Es ist vor allem eine Frage der Schul­kultur und der päd­ago­gi­schen Qua­lität. Auch des­halb ist es sinn­voll, den jahr­zehn­te­langen Streit um die Gemein­schafts­schule in Sachsen nun end­lich zu beenden und einen Schul­frieden her­zu­stellen. So können wir uns auf die not­wen­digen Ver­än­de­rungen bei den Inhalten von Schule kon­zen­trieren“, so Friedel.

„Der Weg bis hierher war lang genug. Schon 1990 plä­dierte auch die SPD für das län­gere gemein­same Lernen und gegen die Über­nahme des west­deut­schen geglie­derten Schul­sys­tems. Nach der Land­tags­wahl 2004 konnten wir erst­mals neun Gemein­schafts­schulen ein­führen. Die erfolg­rei­chen Modell­pro­jekte wurden jedoch fünf Jahre später von der CDU/FDP-Regie­rung wieder abge­schafft. Mit dem erneuten Regie­rungs­ein­tritt der SPD 2014 wurden im Schul­ge­setz zwei Gemein­schafts­schulen ver­an­kert und ins­ge­samt die Durch­läs­sig­keit im Schul­system erhöht. Und nun erhält die Schulart Gemein­schafts­schule end­lich einen Stamm­platz im Schul­ge­setz.“