Am heutigen Geburtstag des ersten sächsischen Ministerpräsidenten besuchte unser Abgeordneter Frank Richter Kleinmachnow, den Ort der letzten Lebensmonate von Georg Gradnauer (1866 – 1946).
Hier blieb den Bürgern der Name Gradnauer im Gedächtnis. Die Gemeindevertretung Kleinmachnow benannte bereits 1950 eine Straße nach ihm und heute mahnt der Stolperstein, den Frank Richter besucht.
Doch wer war Georg Gradnauer eigentlich? Gradnauer wurde am 16. November 1866 in Magdeburg geboren. Er war Sohn eines jüdischen Kaufmanns. 1890 trat er in die SPD ein und kam später nach Sachsen. Von 1919 bis 1920 war er erster Sächsischer Ministerpräsident und führte den Freistaat nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches in die Demokratie. Er wird zu Recht als „Vater der Demokratie“ Sachsens geehrt.
Er kämpfte für eine soziale Demokratie in der die Menschen und eine soziale Gesellschaft im Zentrum stehen, wofür er oft von der politischen Rechten scharf kritisiert wurde. Gradnauer ist so auch der „Vater der sozialen Marktwirtschaft“ und der Idee einer sozialen sächsischen Demokratie. Außderdem setzte er sich für den Schutz der Pressefreiheit ein.
Ab 1921 war Georg Gradnauer für kurze Zeit Reichsinnenminister und bis 1932 im Reichsrat sowie Reichstagsabgeordneter. Da er Jude und politischer Gegner der NSDAP war, war er im Dritten Reich gleich mehrfacher Verfolgung ausgesetzt. Deswegen wurde er 1944 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, das er nur knapp überlebte. Er starb 1946 zurückgezogen in Berlin.
Im Rahmen der Jahrestage “1.700 Jahre jüdisches Leben in Sachsen” wird am 18. November, seinem Todestag, ein zentraler Raum in der Staatskanzlei nach dem „Vater der Demokratie und einer sozialen Wirtschaftsordnung Sachsens” nach ihm benannt.

Georg Gradnauer

Frank Richter mit dem Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert (SPD).
Vor der Villa Wendenmarken 108, letzter Wohnort von Georg Gradnauer.
Georg Gradnauer war nicht nur erster sächsischer Ministerpräsident, sondern eine Persönlichkeit, die es in der damaligen Minderheitsregierung in Sachsen schaffte, als Föderalist Brückenbauer ins liberale und konservative Bürgertum zu sein. Für ihn war Parlamentarische Demokratie keine „bürgerliche Demokratie“, wie Diffamierungen von links und rechts immer wieder behaupteten, sondern eine „moderne Demokratie“ auf der Grundlage eines allgemeinen und gleichen Wahlrechts, in der Kompromisse und Mehrheitsbeschlüsse notwendig sind. Das hohe Gut der Pressefreiheit hielt der langjährige Redakteur dabei für besonders schützenswert.
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