Keiner kann sich rausreden.

27. Januar 2021

Das Gedenken an den Holocaust verpflichtet uns alle!

Heute, am 27.Januar 2021, jährt sich zum 25. Mal, dass der Tag der Befreiung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Ausch­witz-Bir­kenau durch die Rote Armee als Tag des Geden­kens an die Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus in der Bun­des­re­pu­blik begangen wird.

Von Bun­des­ar­chiv, B 285 Bild-04413 / Sta­nislaw Mucha / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://​com​mons​.wiki​media​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​5​3​3​7​694

Bun­des­prä­si­dent Roman Herzog sagte 1996 dazu:

„Die Erin­ne­rung darf nicht enden; sie muss auch künf­tige Gene­ra­tionen zur Wach­sam­keit mahnen. Es ist des­halb wichtig, nun eine Form des Erin­nerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Ver­lust aus­drü­cken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wie­der­ho­lung ent­ge­gen­wirken.“ 

Die Ver­einten Nationen pro­kla­mierten den 27.Januar im Jahr 2005 als Inter­na­tio­nalen Tag des Geden­kens an die Opfer des Holo­caust. In Israel wird seit 1951 der 27.Nisan des jüdi­schen Kalen­ders als Jom haScho’a (Gedenken an die Mas­sen­ver­nich­tung der Juden) begangen. Der Begriff Scho’a bringt die Ein­zig­ar­tig­keit dieses Mensch­heits­ver­bre­chens zum Aus­druck. Der 27.Nisan fällt kalen­da­risch nicht auf den 27. Januar.

Frank Richter, MdL, kultur- und erin­ne­rungs­po­li­ti­scher Spre­cher der SPD-Frak­tion:

„Es ist gut, dass der Tag des Geden­kens an die Opfer des Natio­nal­so­zia­lismus auch in Sachsen einen festen Platz im öffent­li­chen Bewusst­sein hat. In vielen Orten, in Gedenk­stätten, an Mahn­malen und Stol­per­steinen ver­sam­meln sich beson­nene und enga­gierte Demo­kraten.

Oft sind es die lokalen Lei­dens­ge­schichten, die berühren und wach­rüt­teln. Der Terror der Nazis fand nicht nur in Ausch­witz statt. Er tobte vor den Haus­türen so genannter ehren­werter Bürger. Viele schauten zu oder schauten weg. Die Ver­bre­chen begannen lange bevor die Nazis an die Macht kamen. Das gelang den Nazis auch des­halb, weil Nicht-Nazis es erlaubten.

Igno­rante, gleich­gül­tige und sym­pa­thi­sie­rende Bürger haben sich mit­schuldig gemacht.

Heute gilt das Gleiche: Keiner kann sich raus­reden. Wer meint, dass ihn Rechts­extre­mismus, Natio­na­lismus, Anti­se­mi­tismus und Ras­sismus nichts angingen und dass er nicht wider­spre­chen muss, wenn dieses Denken, Reden und Han­deln ein­si­ckert in die Gesell­schaft, ist mit­ver­ant­wort­lich, dass es sich erneut fest­setzt und aus­breitet.

Sachsen hat sich über viele Jahre zu einem Hot-Spot des Rechts­extre­mismus ent­wi­ckelt.

Die Mit­glieder der jüdi­schen Gemeinden, Sinti und Roma, Mus­lime, Zuge­wan­derte aus ent­fernten Kul­turen und Eth­nien, Homo­se­xu­elle und andere Mit­men­schen, deren Her­kunft und Lebensart man­chen fremd erscheinen, erleben Häme und Dis­kri­mi­nie­rung. Dabei bleibt es nicht. Die Anzahl der ras­sis­tisch und frem­den­feind­lich moti­vierten Straf­taten ver­harrt auch in Sachsen seit Jahren auf hohem Niveau.

Poli­tiker auf allen Ebenen des Staates, Ver­treter der Behörden und Insti­tu­tionen, der Justiz, Leh­re­rinnen, Lehrer und Jour­na­listen sowie alle huma­nis­tisch und demo­kra­tisch gesinnten Bürger müssen diese Ent­wick­lung stoppen und ins Gegen­teil ver­kehren. Wir müssen der Leug­nung und Rela­ti­vie­rung des Holo­caust wider­spre­chen. Wir leben in einer global ver­netzten, kri­sen­ge­schüt­telten, von Halb­wahr­heiten und Fal­sch­nach­richten ver­un­si­cherten und schick­sal­haft ver­bun­denen Gesell­schaft. Wir brau­chen eine Neu­be­sin­nung auf die Werte der Auf­klä­rung und des Huma­nismus. Wir brau­chen eine Praxis der Mit­mensch­lich­keit.“