Auch heute wurde wieder im Sächsischen Landtag über die Corona-Pandemie gesprochen und über notwendige Maßnahmen diskutiert. Dieser Tagesordnungspunkt begleitet uns seit fast zwei Jahren. Ein monatlicher Wegbegleiter unseres Plenums, bei dem in den verschiedenen Redebeiträgen immer wieder deutlich gemacht wird: Die Lage ist weiterhin dramatisch.
In der heutigen Debatte ging unsere Gesundheitspolitikerin und gelernte Krankenschwester Simone Lang auf die derzeitige Lage ein:
„Am 16. Dezember 2020 stand ich vor Ihnen genau wie jetzt und habe mich danach gesehnt, dass dieses schwierige, herausfordernde Jahr 2020 endet. In der Hoffnung, dass 2021 die Wende bringt und wir alle zusammen die Pandemie hinter uns lassen können. Ein Jahr später stehe ich am selben Ort mit gemischten Gefühlen. Erschöpfung und Frustration sind dabei. Aber auch ganz viel Dankbarkeit und Respekt.
Und zwar denen gegenüber, die auch im Jahr 2021 nicht müde geworden sind, sich für die Gesundheit und das Wohl der Menschen in diesem Land aufzuopfern. Denn von ihnen gibt es Tausende: Die Beschäftigten in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte. Der Kassierer im Supermarkt um die Ecke oder die Postbotin, die einen mittlerweile so gut kennt, dass man sich duzt. Und die mittlerweile über 2.000 Bürgerinnen und Bürger, die sich gemeldet haben, um in der akuten Situation in den Krankenhäusern auszuhelfen.
Die Mehrheit der Menschen in diesem Land versucht so pragmatisch wie möglich mit der Pandemie umzugehen. Die Mehrheit der Menschen hält sich an beschlossene Maßnahmen, lässt sich impfen und versucht auf ihr Gegenüber Rücksicht zu nehmen. Denn das Anerkennen der Realität hat nichts mit politischer Ideologie zu tun. Es ist schlicht die Wahrnehmung der aktuellen Situation. Und zur aktuellen Situation gehören folgende Feststellungen: In Deutschland sind über 107.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus verstorben. Allein in Sachsen starben über 12.000 Menschen.
Und weil es immer noch Menschen gibt, die der Auffassung sind, Corona ist wie eine Grippe, hier der Vergleich: In der Grippewelle 2017/2018 schätzte das Robert-Koch-Institut eine Sterberate von 25.000 Menschenund erklärte, dass es sich um die tödlichste Grippewelle der vergangenen 30 Jahre handelte. Man muss kein mathematisches Genie sein, um den Unterschied zu Corona zu erkennen.
Zur aktuellen Situation gehört auch folgende Erkenntnis: In Sachsen sind 59,6 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Das sind über 2,4 Mio. Menschen. Davon hatten über 1 Mio. bereits eine Auffrischungsimpfung.
So sehr ich mich über den Fortschritt beim Boostern freue, so sehr wünsche ich mir auch, dass die Impfquote bei den Erst- unZweitimpfungen deutlich nach oben geht. Impfaktionen in Kommunen wie z.B. in Breitenbrunn sind hier ein wichtiger Beitrag. Am 14. Dezember durfte ich als gelernte Krankenschwester die Aktion des DRK in Kooperation mit der Gemeinde und den Kliniken Erlabrunn unterstützen. Gemeinsam mit vielen Beschäftigten der Kliniken konnten so ca. 120 Menschen geimpft werden.
Dies ist wichtig, denn die Impfungen wirken – vor allem nach einer Auffrischung. Im letzten Jahr mussten Patientinnen und Patienten bei viel geringeren Infektionszahlen in anderen Bundesländern behandelt werden. Unter der Delta-Variante, die um ein vielfaches ansteckender ist und sich dadurch deutlich schneller verbreitet, haben wir diesen Punkt bei einer wesentlich höheren Inzidenz erreicht. Dass wir diesen Punkt erreicht haben, verdeutlicht wiederum, dass die Impfquote in der Bevölkerung nicht ausreicht.
Und schließlich bleibt noch die Feststellung: Das Virus wandelt sich, es mutiert. Vor allem in einer Umgebung, in der viele Menschen keinen Immunschutz haben. Und bei jeder Variante müssen wir uns genau anschauen, wie schnell sich diese ausbreitet und wie die damit einhergehenden Krankheitsverläufe aussehen.
Und auch dies ist kein politisches Kalkül und keine Frage der politischen Orientierung. Weder die Delta- noch die Omikron-Variante interessieren sich, welche Partei jemand wählt.
Ich weiß nicht wie vielen Menschen ich tatsächlich beim Sterben die Hand gehalten habe – aber eines ist klar: Das was an Leid und Schmerz entsteht durch das Sterben an Covid-19, braucht unwahrscheinlich viel Zeit und personelle und psychologische Unterstützung.
Meine Solidarität haben alle Menschen, die sich von rechten Parolen und Querdenkern nicht beeindrucken lassen. Die täglich trotz aller Widrigkeiten und vielleicht auch kritischer Meinungen, Prioritäten setzen und Menschenleben retten. Denn das Virus interessiert sich nicht dafür, sondern nur, ob es unter den Menschen ein Einfallstor findet und ob es sich möglichst ungestört ausbreiten kann.
Um so mehr Glück haben wir, nicht in Zeiten zu leben, in denen es neben der „Durchseuchung“ der Bevölkerung keine andere Alternative gab. Wir leben in einer Zeit, in der wir medizinische Möglichkeiten haben uns und andere vor Krankheiten zu schützen. Die meisten Erwachsenen würden nicht auf die Idee kommen, Impfungen gegen Kinderlähmung, Masern, Tetanus in Frage zu stellen, weil sie erkennen, dass es sinnvoll ist, Kinder vor diesen Erkrankungen zu schützen.
Ich hoffe, dass mehr Erwachsene gerade für sich selber auch zu der Erkenntnis kommen, dass eine Impfung gegen Corona genauso sinnvoll ist. Mit Impfstoffen, zu denen es Daten von Millionen Menschen gibt. Mit Empfehlungen von Ärztinnen und Ärzten, die sich täglich mit dieser Thematik auseinandersetzen und deren oberstes Ziel der gesundheitliche Schutz von Menschen ist.
Petra Köpping und das Sozialministerium haben gemeinsam mit dem DRK eine Struktur wieder hochgefahren, die die Haus-, Kinder- und Betriebsärzte beim Impfen unterstützt. Jetzt ist es an jedem einzelnen von uns, dies auch zu nutzen.”
Simone sprach uns mit ihrem Redebeitrag damit heute aus dem Herzen. Noch immer gilt das Credo: Impfen, impfen und Impfen! Denn die Coronaschutzimpfung ist der einzige Weg aus der Pandemie.
Wir danken daher allen Sächsinnen und Sachsen, die auch zwischen den Jahren beim Impfen helfen werden. Und bitten die Sächsinnen und Sachsen diese Angebote wahrzunehmen.
Simone Lang
Die meisten Erwachsenen würden nicht auf die Idee kommen, Impfungen gegen Kinderlähmung, Masern oder Tetanus in Frage zu stellen. Weil sie erkennen, dass es sinnvoll ist, Kinder vor diesen Erkrankungen zu schützen. Ich hoffe, dass mehr Erwachsene gerade für sich selber auch zu der Erkenntnis kommen, dass eine Impfung gegen Corona genauso sinnvoll ist.
SPD-Gesundheitspolitikerin
Mit Impfstoffen, zu denen es Daten von Millionen Menschen gibt. Mit Empfehlungen von Ärztinnen und Ärzten, die sich täglich mit dieser Thematik auseinandersetzen und deren oberstes Ziel der gesundheitliche Schutz von Menschen ist.