Sabine Friedel, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag und bildungspolitische Sprecherin, am Dienstag zum Interview mit Kultusminister Piwarz in der Freien Presse:
In einem heute veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Freie Presse“ sagt der sächsische Kultusminister Christian Piwarz: „Wir sollten uns von der Vorstellung verabschieden, dass es Noten um jeden Preis geben muss.“
Dazu Bildungspolitikerin Sabine Friedel: „Diesen so wichtigen Satz des Kultusministers unterstützen wir sehr. Er muss eingehen in das öffentliche Bewusstsein, in das Handeln der Lehrkräfte und auch in die Vorgaben der Kultusverwaltung.
Eine wichtige Lehre der Corona-Pandemie ist: Die Schule ist für Kinder und Jugendliche ein Ort der Entwicklung, der Sozialisation und der Persönlichkeitsbildung. Das muss sich dann aber auch in den Vorgaben der Schulaufsicht widerspiegeln. Solange hier Noten der einzige und höchste Maßstab für die Beurteilung von Lernerfolgen sind, wird dieser Satz ein leeres Wort bleiben. Damit die in der Pandemie aufgelaufenen Lernrückstände abgebaut werden können, müssen sich die schulischen Anforderungen ganz konsequent grundsätzlich verändern – und zwar in eine Richtung, die Bildungswissenschaften und Lernforschung schon seit Jahrzehnten beschreiben:
- Schülerorientierung und lebensweltliches Lernen
- Rahmenlehrpläne und schuleigene Curricula
- projektorientierter, binnendifferenzierter und fachübergreifender Unterricht
- Stärkung von Selbstorganisation und Eigenverantwortung
- Integration von Schule und außerschulischen Lernorten
Das Kultusministerium sollte zügig den vor zwei Jahren gestarteten Prozess ‚Bildungsland Sachsen 2030‘ wiederaufnehmen und mit Mut vorantreiben. Wer völlig zu Recht darauf hinweist, dass das Lernen ein weitaus anspruchsvollerer Prozess ist, als dies standardisierte Noten erfassen können, der muss seinen Worten auch Taten folgen lassen. Es wäre doch großartig, wenn der PISA-Sieger Sachsen den Mut und die Kraft hätte, auch bei der Erneuerung des deutschen Schulsystems beispielgebend für die anderen Bundesländer zu sein.“