Kliese: Unsere Aufgabe ist es aber dafür zu sorgen, dass es sich niemals wiederholt.

9. November 2022

 

 

In der Nacht des 9. Novem­bers 1938 überzog scheinbar plötz­lich eine Welle anti­se­mi­ti­scher Gewalt das Land. Über 1400 Syn­agogen brannten, jüdi­sche Geschäfte und Wohn­häuser wurden geplün­dert und zer­stört, tau­sende jüdi­scher Bürger fest­ge­nommen und in Kon­zen­tra­ti­ons­lager depor­tiert. Was offi­ziell wie ein spon­tanes Ereignis aus­sehen sollte, war jedoch lange vorher geplant und wurde nun zum Anfangs­punkt der sys­te­ma­ti­schen Juden­ver­fol­gung im Deut­schen Reich. Dazu führt Hanka Kliese aus:

 

„Die Erin­ne­rung an die Reichs­po­grom­nacht am 9. November ist so wichtig, wie sie schmerz­haft ist. Weil sie nicht nur den Tod Unschul­diger doku­men­tiert, son­dern auch das Ver­sagen weiter Teile einer Gesell­schaft, welche nicht den Mut zum Hin­sehen auf­brachte. Dar­über zu urteilen ist leicht, unsere Auf­gabe ist es aber dafür zu sorgen, dass es sich nie­mals wie­der­holt.”

 

Aber wir dürfen auch nicht ver­gessen, dass geschicht­liche Ereig­nisse nie für sich allein stehen. Um sie zu vert­stehen, müssen wir auch die Pro­zesse dahinter begreifen. Gerade ein Tag wie der 9. Novem­bers macht uns das für die deut­sche Geschichte beson­ders deut­lich. Dazu erklärt Frank Richter:

 

„Ich würde mir den 9. November als Natio­nal­fei­ertag der Deut­schen wün­schen, weil er ja nicht nur an das Jahr 1989 erin­nert, son­dern auch an 1938, die Pogrom­nacht vom 9. auf den 10. November, in der Deutsch­land­weit Syn­agogen brannten und jüdi­sche Mit­bürger bedrängt und ver­haftet worden sind. Aber auch an das Jahr 1918 erin­nert, an die Novem­ber­re­vo­lu­tion, die in die Grün­dung der ersten deut­schen Demo­kratie mün­dete. Der 9. November ist für uns Deut­sche ein äußerst geschichts­träch­tiges und lehr­rei­ches Datum. Die Bedeu­tung dieses Tages zu bedenken, ersetzt ein ganzes Schul­jahr Geschichts­un­ter­richt.

 

Bild (gemein­frei): Bren­nende Syn­agoge in der Reichs­po­grom­nacht 1938, Wiki­media Com­mons