Schüler sortieren ist keine gute Bildungspolitik

24. Oktober 2018

Sabine Friedel, bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­cherin der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag, am Mitt­woch zur aktu­ellen Pisa-Aus­wer­tung der OECD:

+++ Aktu­elle PISA-Aus­wer­tung belegt Not­wen­dig­keit län­geren gemein­samen Ler­nens +++

„Weit mehr als in anderen Län­dern hängt der schu­li­sche Erfolg deut­scher Kinder von ihrer Her­kunft ab“, so Sabine Friedel. „Das hat eine aktu­elle Pisa-Aus­wer­tung der OECD ergeben, die ges­tern ver­öf­fent­licht wurde. Schüler aus wirt­schaft­lich schwa­chen Fami­lien haben im Ver­gleich zu Gleich­alt­rigen aus guten Ver­hält­nissen einen durch­schnitt­li­chen Lern­rück­stand von mehr als drei Schul­jahren. Zwar nimmt die Chan­cen­gleich­heit in Deutsch­land langsam zu, aber noch immer liegt sie unter dem OECD-Durch­schnitt.“

Als einen wesent­li­chen Grund machen die For­scher die man­gelnde soziale Durch­mi­schung von Schulen aus. Die Studie zeigt, dass benach­tei­ligte Schüler beson­ders dann besser abschneiden, wenn sie gemeinsam mit bes­ser­ge­stellten Schü­lern unter­richtet werden. Schwer haben sie es dagegen vor allem an soge­nannten „Brenn­punkt­schulen”, an denen beson­ders viele benach­tei­ligte Schüler lernen. Die Bil­dungs­nach­teile sind bereits bei den 10jährigen Schü­lern sichtbar und ver­fes­tigen sich im Laufe der wei­teren Schul­jahre (http://​www​.oecd​.org/​f​r​/​p​r​e​s​s​e​/​l​e​s​-​i​n​e​g​a​l​i​t​e​s​-​s​c​o​l​a​i​r​e​s​-​s​o​n​t​-​v​i​s​i​b​l​e​s​-​d​e​s​-​l​-​a​g​e​-​d​e​-​d​i​x​-​a​n​s​.​htm).

Friedel: „Die Emp­feh­lungen der OECD sind deut­lich. Kurz­fristig gilt es, benach­tei­ligte Schulen in einem schwie­rigen Umfeld beson­ders zu unter­stützen. Die säch­si­sche Regie­rungs­ko­ali­tion hat hier in den letzten Jahren einiges auf den Weg gebracht: Die Ein­füh­rung und Aus­wei­tung von Schul­so­zi­al­ar­beit, der Ausbau der Ganz­tags­an­ge­bote ins­be­son­dere an Ober­schulen und das im nächsten Jahr star­tende Pro­gramm ‚Schul­as­sis­tenz’ bringen solche gezielte Unter­stüt­zung.“

Doch für den lang­fris­tigen Erfolg braucht es eine bes­sere soziale Durch­mi­schung der Schulen“, so Sabine Friedel weiter. „Dass Bil­dungs­nach­teile bereits im Alter von 10 Jahren sichtbar werden, ist kein Zufall. Mit der Auf­tei­lung auf Ober­schulen und Gym­na­sien wird genau in diesem Alter die soziale Ent­mi­schung der Schulen beför­dert. Auch des­halb ist das län­gere gemein­same Lernen ein Schlüssel für die Bil­dungs­er­folge der Zukunft. Schüler sor­tieren ist keine gute Bil­dungs­po­litik, das zeigt uns PISA seit vielen Jahren. Kinder brau­chen indi­vi­du­elle För­de­rung in hete­ro­genen Klassen. Unsere Leh­rer­aus­bil­dung muss ein viel grö­ßeres Augen­merk auf den dif­fe­ren­zierten Unter­richt und gezielte För­der­me­thoden legen.”

Kon­ser­va­tive Befürch­tungen, dass hete­ro­gene Klassen den Lern­erfolg guter Schüler beein­träch­tigen, räumen die For­schungs­daten aus (https://​www​.tages​spiegel​.de/​w​i​s​s​e​n​/​n​e​u​e​-​p​i​s​a​-​a​u​s​w​e​r​t​u​n​g​-​s​t​r​a​f​f​e​-​l​e​i​t​u​n​g​-​u​n​d​-​g​u​t​e​s​-​k​l​i​m​a​/​2​0​9​0​3​5​2​6​.​h​tml: „Schlei­cher betonte, die Anwe­sen­heit von sozial benach­tei­ligten Schü­lern schlage sich nicht negativ auf die Leis­tung bes­ser­ge­stellter Schü­lern nieder”).

Hin­ter­grund:

Bereits 2017 hat die SPD-Land­tags­frak­tion Vor­schläge für eine ver­bes­serte Leh­rer­aus­bil­dung vor­ge­legt (https://​www​.spd​-frak​tion​-sachsen​.de/​p​o​s​i​t​i​o​n​s​p​a​p​i​e​r​-​z​u​r​-​z​u​k​u​n​f​t​-​d​e​r​-​l​e​h​r​e​r​b​i​l​d​u​n​g​-​i​m​-​f​r​e​i​s​t​a​a​t​-​s​a​c​h​s​en/).  In Sachsen werden der­zeit Unter­schriften für einen Volks­an­trag zum Län­geren gemein­samen Lernen gesam­melt (https://​www​.gemein​schafts​schule​-in​-sachsen​.de/). Auch die SPD unter­stützt diese Initia­tive (http://​www​.lgl​-sachsen​.de).