Sondersitzung des Landtages am 31. August

30. August 2023

Am Don­nerstag, 31. August 2023, 13 Uhr kam der Landtag auf Ver­langen der AfD zu einer Son­der­sit­zung zusammen. Thema war der Prüf­be­richt des Rech­nungs­hofes. Wir doku­men­tieren hier die Reden von Sabine Friedel (Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rerin der SPD-Frak­tion) und Petra Köp­ping (Staats­mi­nis­terin für Gleich­stel­lung und Inte­gra­tion) sowie Pres­se­stimmen zur Sit­zung.

Die Reden von Sabine Friedel und Petra Köpping als Video

Medienecho

 

 

Die Rede von Petra Köpping beim Medienservice der Staatsregierung:

Rede von Sabine Friedel im Wortlaut:

Rede von Sabine Friedel, Par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rerin der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag

– Es gilt das gespro­chene Wort –

Anrede,

diese Situa­tion, in der wir uns jetzt alle gerade befinden, die ist nicht richtig. Sie ist ent­standen aus etwas, das ich als eine Kette der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit emp­finde.

Am Aus­gangs­punkt dieser Kette stehen offenbar Fehler und Nach­läs­sig­keiten im Ver­wal­tungs­vollzug eines Res­sorts. Geschehen in einer Kri­sen­zeit. Als schnell und unbü­ro­kra­tisch gehan­delt werden musste. Natür­lich – trotzdem schlimm genug.

Diese Kette setzt sich fort im offen­kun­digen Unver­mögen des Rech­nungs­hofes, auf den letzten Metern einer drei Jahre dau­ernden Prü­fung zu sechs, sieben Jahre alten Vor­gängen ein ord­nungs­ge­mäßes Prüf­ver­fahren sicher­zu­stellen, das zunächst intern läuft und erst nach Abschluss und Wer­tung aller Stel­lung­nahmen öffent­liche Schluss­fol­ge­rungen zieht.

Im eigenen Leit­bild des Rech­nungs­hofes heißt es: „Wir üben kon­struk­tive Kritik nach objek­tiven Maß­stäben, die auf Kom­pe­tenz, Trans­pa­renz und gegen­sei­tigem Respekt beruht.“ Was wir gerade erleben, ist eine erschüt­ternde Unfä­hig­keit des Hofes, dieses eigene Leit­bild ein­zu­halten.

Und diese Kette der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit geht weiter, mit einer umfang­rei­chen Bericht­erstat­tung in den Medien zu noch völlig internen Vor­gängen. Ohne dass die zugrunde lie­genden Doku­mente öffent­lich ver­fügbar sind, ohne dass daher eine sach­liche Beur­tei­lung über­haupt mög­lich ist.

Die beiden Behörden, um die es geht, der Rech­nungshof und das SMS, können zum jet­zigen Zeit­punkt in der Öffent­lich­keit noch gar nichts zur Auf­klä­rung bei­tragen, weil sie sich auf­grund des noch internen Ver­fah­rens nicht äußern dürfen. Und wir, das Par­la­ment, der eigent­liche Adressat von sol­chen Prüf­be­richten, wir können uns gar nicht äußern, wir können gar nicht fun­diert Stel­lung nehmen, weil uns die Doku­mente nicht vor­liegen. Alles, was wir wissen, wissen wir allein aus den Medien, in denen Bruch­stücke eines internen Berichts – also eine von zwei Per­spek­tiven – von­ein­ander abge­schrieben wurden. Selek­ti­vität und Selbst­re­fe­ren­tia­lität: Das kann doch keine Grund­lage für eine sach­liche Beur­tei­lung durch uns, durch das Par­la­ment sein.

Und damit bin ich beim Gipfel der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit – der AfD. Die heute von Ihnen anbe­raumte Son­der­sit­zung, der von Ihnen vor­ge­legte Antrag, der voller Gerüchte und unbe­legten Behaup­tungen ist, das ist Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit in Höchst­form. Was Sie hier tun, hat mit ver­ant­wort­li­cher Politik in einem demo­kra­ti­schen Rechts­staat nichts, aber auch gar nichts zu tun und das Poli­tik­ver­ständnis, was sich dahinter offen­bart, ist erschre­ckend.

Die ein­zige Stelle, die in dieser Kette wirk­lich ver­ant­wor­tungs­voll gehan­delt hat, ist das SMS, ist die Staats­mi­nis­terin Petra Köp­ping. Sie hat wirk­lich Ver­ant­wor­tung über­nommen, hat sich nicht ver­steckt oder ver­sucht, das irgendwie aus­zu­sitzen. Son­dern sie hat schnell und klar gehan­delt, Maß­nahmen ergriffen und Kon­se­quenzen gezogen – und ja, auch per­so­nelle Kon­se­quenzen gezogen. Das schmerzt auch.

Die Ent­bin­dung des Staats­se­kre­tärs Sebas­tian Vogel von seinen Auf­gaben ist ein Schritt, der für mich ganz per­sön­lich, für uns als Frak­tion, aber vor allem auch für die Akteure im Feld der Inte­gra­tion, für die Träger und ehren­amt­lich Tätigen schmerz­voll ist. Denn hier hats mal einer ver­sucht! Hier hat mal einer ver­sucht, Ver­wal­tung fle­xibel und unbü­ro­kra­tisch zu machen. Damit schnell geholfen werden kann. Hier hat einer zuerst auf die Pro­bleme geguckt und nicht zuerst auf die Vor­schriften. Hat Lösungen gesucht und die Men­schen in den Mit­tel­punkt gestellt.

Ja! Wenn eine Ver­wal­tung schnell und unbü­ro­kra­tisch han­deln will, dann fängt sie an, unkon­ven­tio­nell zu han­deln und unkon­ven­tio­nell kann dann eben auch unpro­fes­sio­nell nach sich ziehen. Das darf in einer Ver­wal­tung nicht sein. Und des­halb ist diese per­so­nelle Kon­se­quenz, so schmerz­lich sie ist, eben auch richtig. Vor dieser Ent­schei­dung, vor diesem Han­deln habe ich höchsten Respekt. Hier wurde Ver­ant­wor­tung über­nommen, von Petra Köp­ping, von Sebas­tian Vogel. Damit ist der Weg frei für eine sach­liche Auf­ar­bei­tung der Vor­gänge, auch in der Öffent­lich­keit.

Und des­halb ist es jetzt an der Zeit, dass auch andere Ver­ant­wor­tung über­nehmen. Wir for­dern den Rech­nungshof auf, seinen Prüf­be­richt und die Stel­lung­nahmen des SMS umge­hend und voll­ständig zu ver­öf­fent­li­chen. Es muss end­lich mög­lich sein, dass sich die Öffent­lich­keit, dass sich das Par­la­ment ein eigenes, fun­diertes Urteil bildet. Ver­öf­fent­li­chen Sie den Bericht, unver­züg­lich. Und prüfen Sie, bitte prüfen Sie auch, ob Ihre Tätig­keit wirk­lich stets zum Wohle des Frei­staates und der Men­schen erfolgt und nicht nur zum Wohle der Vor­schriften.

Und wenn Sie, die AfD-Frak­tion, doch ein Stück Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein in sich tragen sollten, dann gibt es jetzt, in diesem Moment für Sie nur eins zu tun: Über­nehmen Sie Ver­ant­wor­tung und ziehen Sie diesen Antrag zurück!

Vielen Dank.