Zivilgesellschaft funktioniert nicht wie Verwaltung

13. Dezember 2023

Zur aktu­ellen Debatte über den Rech­nungs­hof­be­richt im Säch­si­schen Landtag erklärt Sabine Friedel, par­la­men­ta­ri­sche Geschäfts­füh­rerin der SPD-Frak­tion:

“Der Son­der­be­richt des Rech­nungs­hofs liegt nun end­lich vor. Er benennt ver­wal­tungs- und ver­fah­rens­recht­liche Mängel und Defi­zite im Vollzug der För­der­richt­linie Inte­gra­tive Maß­nahmen. Diese Fehler hat Frau Staats­mi­nis­terin Köp­ping ein­ge­räumt. Dafür wurde Ver­ant­wor­tung über­nommen, inhalt­lich und per­so­nell. Und das Minis­te­rium hat viele Maß­nahmen ergriffen, die zu mehr Trans­pa­renz und einem stan­dar­di­sierten Ver­fahren führen. Hier hat Frau Staats­mi­nis­terin Köp­ping und ihr Res­sort in einer Offen­heit, Schnel­lig­keit und Gründ­lich­keit reagiert, wie man es nicht oft erlebt. Das ist Ver­ant­wor­tungs­über­nahme und Feh­ler­kultur.

Die Debatte um poli­ti­sche Neu­tra­lität gilt es sehr genau zu führen: Der Rech­nungshof bemän­gelt nicht, dass sich Träger poli­tisch äußern. Sie dürfen das gern tun, nur eben keine För­der­mittel dafür ein­setzen. Dem hat das Minis­te­rium in der neuen Richt­linie Rech­nung getragen. Aber diese sehr genaue Abgren­zung wird nicht nur hohen Auf­wand bei der Ver­wen­dungs­nach­weis­prü­fung ver­ur­sa­chen. Es gelingt auch dem Rech­nungshof selbst nicht immer, seine sach­li­chen Fest­stel­lungen genau von poli­ti­schen Wer­tungen abzu­grenzen.

Dabei stellt der Rech­nungshof selbst fest: ‘Es kann des­halb nicht davon aus­ge­gangen werden, dass die Zuwen­dungs­emp­fänger über­wie­gend poli­tisch neu­tral han­deln und ein­ge­stellt sind.’ Natür­lich nicht! Das sind Men­schen, die intrin­sisch moti­viert sind, die Werte ver­treten und aus dieser mora­li­schen – huma­nis­tisch oder christ­lich geprägten – Hal­tung heraus Geflüch­tete unter­stützen, Men­schen in Not helfen und sich für andere stark machen. Und nicht nur hier, auch im Sport, der Kultur, bei der Feu­er­wehr oder im Sozialen. Wir sind dankbar dafür!

Aus den aus meiner Sicht ver­un­glückten For­mu­lie­rungen des Rech­nungs­hofs spricht der Wunsch nach einer Zivil­ge­sell­schaft, die wie eine Ver­wal­tung funk­tio­niert. Bei allem Respekt für nötige Regeln, Stan­dards und Kon­trolle: Sie müssen sein. Aber sie dürfen unserer Demo­kratie nicht die Luft nehmen, unsere Gesell­schaft nicht abschnüren.”