Aufnahme besser steuern. Menschlichkeit bewahren. Wirksame Integration in Sachsen sicherstellen.

21. November 2023

Deutsch­land führt seit 2015 eine inten­sive Debatte zum Thema Zuwan­de­rung sowie Flucht und Asyl, die sich in den ver­gan­genen Monaten zuspitzte. Die men­schen­ge­machten Krisen, Kriege und Kata­stro­phen dieser Welt werden wei­terhin dazu führen, dass Men­schen ihre Heimat ver­lassen, um in einem anderen Land eine sichere Zuflucht und neue Per­spek­tiven zu finden.
Wir stehen unein­ge­schränkt zum indi­vi­du­ellen Grund­recht auf Asyl und bekennen uns zum Ein­wan­de­rungs­land Deutsch­land. Zugleich stehen wir aktuell vor neuen Her­aus­for­de­rungen – und anderen als 2015: Sachsen hat seit Anfang 2022 annä­hernd 60.000 aus der Ukraine geflüchtete Men­schen auf­ge­nommen. Auch die Zahl der Geflüchteten aus anderen Staaten, die erst­mals einen Asyl­an­trag gestellt haben, hat auf ca. 11.000 zuge­nommen. Gleich­zeitig sind wir zuneh­mend auf die Zuwan­de­rung von qua­li­fi­zierten Men­schen ange­wiesen. Auch Men­schen mit Dul­dungs­status und unter­schied­li­chem Qua­li­fi­ka­ti­ons­ni­veau brau­chen Per­spek­tiven und haben Poten­tial für unseren Arbeits­markt. Die bis­he­rige Auf­nahme und Inte­gra­tion wurde von den säch­si­schen Kom­munen geschul­tert und sie rufen zu Recht nach mehr Unterstützung durch den Bund und das Land.  

Klar ist: Wer nach einem rechts­staat­li­chen Ver­fahren kein Auf­ent­halts­recht in unserem Land erhält, muss Deutsch­land wieder ver­lassen, wenn es für den oder die Betrof­fene zumutbar ist. Viele Men­schen, deren Asyl­an­trag abge­lehnt wurde, bleiben aber in unserem Land, weil eine Abschie­bung aus unter­schied­li­chen Gründen nicht mög­lich ist. Die meisten von ihnen wollen sich in unsere Gesell­schaft ein­bringen. Auch sie brau­chen wir. Damit es gelingt, die Auf­nahme und Inte­gra­tion von Men­schen mit Auf­ent­halts­recht oder Dul­dungs­status ziel­ge­richtet zu steuern, müssen sich Euro­päi­sche Union, Bund, Länder und Kom­munen besser abstimmen und jeweils ihren Bei­trag leisten. Mit einer breiten Las­ten­ver­tei­lung tragen wir dazu bei, dass die Akzep­tanz und Unterstützungsbereitschaft in der Gesell­schaft wieder zunehmen.

Lösungen müssen dieser Viel­falt an Her­aus­for­de­rungen gerecht werden. So viel­fältig und kon­kret wie diese
Her­aus­for­de­rungen müssen auch Lösungs­an­sätze sein. So gelingt es uns, die Auf­nah­me­ka­pa­zi­täten in Deutsch­land und Sachsen best­mög­lich aus­zu­schöpfen, ohne Men­schen, Unter­nehmen und Kom­munen zu überfordern. Als SPD-Frak­tion wollen wir in Sachsen dort wirken, wo das Land Maß­nahmen ergreifen und Ent­schei­dungen treffen kann. Die Gesell­schaft in Sachsen hat in der Ver­gan­gen­heit schon von ihrer Welt­of­fen­heit pro­fi­tiert. Zuge­wan­derte Men­schen haben hier ein neues Zuhause gefunden und mit ihrer Arbeit sowie ihrem Enga­ge­ment zur posi­tiven Ent­wick­lung dieses Frei­staates bei­getragen. Die Bevöl­ke­rung Sach­sens ist überaltert und schrumpft. Der Arbeits- und Fach­kräf­te­be­darf wächst in allen Bran­chen weiter.

 

Zur Lösung braucht es ein Bündel von Maßnahmen:

  • Wir brau­chen gute Arbeits­be­din­gungen und gute Löhne.
  • Wir müssen auf das Thema Wei­ter­bil­dung setzen, die Aus­bil­dung stärken und dafür Sorge tragen, dass
    alle Poten­tiale genutzt werden.
  • Men­schen mit Auf­ent­halts­recht oder Dul­dungs­status müssen schnell in den Arbeits­markt inte­griert werden.
  • Zusätz­lich brau­chen wir gezielte Zuwan­de­rung, um unsere Wirt­schaft am Laufen zu halten.

BUND UND LÄNDER MÜSSEN JETZT ÜBER PARTEIGRENZEN HINWEG ZUSAMMENARBEITEN.

Migra­tion macht vor Länder- wie Zustän­dig­keits­grenzen nicht halt. Bundes- und Län­der­re­gie­rungen führen inten­sive Gespräche darüber, wie Migra­tion nach Deutsch­land künftig gestaltet werden kann. Die Beschlüsse der Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­renz mit Bun­des­kanzler Olaf Scholz von Anfang November tragen der bis­he­rigen Debatte Rech­nung. Als SPD haben wir uns auf die Union zube­wegt und betrachten die Beschlüsse als neue gemein­same Grund­lage in der Migra­ti­ons­po­litik. Wir erwarten von der Säch­si­schen CDU, dass sie den Kom­pro­miss, dem auch Michael Kret­schmer zuge­stimmt hat, nun tat­kräftig mit Leben füllt, statt die Debatte weiter anzu­heizen. Bei allen Maß­nahmen, die dis­ku­tiert werden – seien es eine bun­des­ein­heit­liche Bezahl­karte, sta­tio­näre Grenz­kon­trollen oder anderes – müssen wir uns fragen: Tragen sie tat­säch­lich dazu bei, Migra­tion zu steuern oder Schleu­ser­kri­mi­na­lität wirksam zu bekämpfen? Sollte sich etwa her­aus­stellen, dass sta­tio­näre Grenz­kon­trollen kei­nerlei Bei­trag dazu leisten, Migra­tion zu begrenzen, aber nega­tive Aus­wir­kungen auf die Men­schen und Unter­nehmen im grenz­nahen Raum haben, dann sollten wir sie unverzüglich wieder beenden. Wir unterstützen die For­de­rung nach einer schnel­leren Arbeits­er­laubnis für Geflüchtete. Die Inte­gra­tion in den Arbeits­markt eröffnet Teil­habe und Aner­ken­nung einer­seits und die Ein­bin­dung in soziale Struk­turen vor Ort ande­rer­seits. Sprach­er­werb ist für die Inte­gra­tion wichtig, er muss sich an die Lebens- und Arbeits­si­tua­tion fle­xibel anpassen können. Wir setzen auf Sprach­stands­fest­stel­lungen und Kom­pe­tenz­ori­en­tie­rung, um pas­sende Kurs­an­ge­bote zu ver­mit­teln. Ein berufs­be­glei­tender Sprach­er­werb oder Sprach­kurse für Mütter mit Kin­der­be­treu­ungs­an­gebot sind erfor­der­lich. Gleich­zeitig begrüßen wir, dass der Bund sich stärker an den Kosten für die Auf­nahme und Inte­gra­tion von Men­schen mit Migra­ti­ons­ge­schichte betei­ligen wird.

SACHSEN UNTERSTÜTZT DIE GEMEINSAME AUFGABE, HILFT DEN KOMMUNEN UND SORGT FÜR EINE SCHNELLERE UND GELINGENDE INTEGRATION.

Die Erst­auf­nahme ist zwar Auf­gabe des Landes, aber sie findet vor Ort in den Kom­munen statt. Des­halb haben die säch­si­schen Städte und Gemeinden mit ihrer Posi­tion recht: Sie sind Orte der Inte­gra­tion. Diese Auf­gabe müssen sie auch leisten können. Wir unterstützen ausdrücklich die For­de­rungen nach mehr Auf­nah­me­ka­pa­zi­täten, wei­teren Erleich­te­rungen im Bau­pla­nungs- und Ver­ga­be­recht zur schnel­leren Errich­tung von Unterkünften, mehr finan­zi­eller Unterstützung durch das Land, einen ein­fa­cheren Zugang zum Arbeits­markt und aus­rei­chend Inte­gra­ti­ons­an­ge­bote für Men­schen mit Blei­be­per­spek­tive. Ob Geflüchtete, für die Arbeit Zuge­wan­derte oder inter­na­tional Tätige in der Wis­sen­schaft oder Kultur – sie alle brau­chen eine Will­kom­mens­kultur in unseren Kom­munen. Diese schaffen die Kom­munen, zivil­ge­sell­schaft­liche Akteure, Unter­nehmen, wis­sen­schaft­liche Insti­tu­tionen und die Bürger:innen nur gemeinsam. Der Frei­staat Sachsen wird sie dabei noch mehr unterstützen.

 

Als SPD-Frak­tion setzen wir uns in der Regie­rungs­ko­ali­tion in Sachsen ins­be­son­dere für fol­gende Punkte ein:

  • Inte­gra­tion ist eine Dau­er­auf­gabe – Inte­gra­ti­ons­ge­setz end­lich beschließen
  • Kom­munen Vor­be­rei­tungs­zeit geben – Mehr Kapa­zität und gute Betreuung in den Erst­auf­nah­me­ein­rich­tungen
  • Schneller Zugang zum Arbeits­markt als Schlüssel
  • Anreize für die Auf­nahme von Geflüch­teten schaffen
  • Ver­tei­lung inter­kom­munal gerechter gestalten
  • Len­kungs­aus­schuss Flucht­mi­gra­tion ein­richten