Wir sind Kevin und Jakob. Als Prak­ti­kanten durften wir von Anfang Januar bis Ende März 2023 die Arbeit in der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag ken­nen­lernen. Seit vielen Jahren inter­es­sieren wir uns für Politik und Medien. Durch die Stu­di­en­wahl oder bis­he­rige Prak­tika prägt uns die Politik auch in unserem bis­he­rigen Leben und war neben feh­lenden prak­ti­schen Bezügen ein aus­schlag­ge­bender Grund für das Prak­tikum in der SPD-Land­tags­frak­tion. Mit diesem kleinen Prak­ti­kums­be­richt wollen wir euch die Mög­lich­keiten eines Praktikant:in in der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag zeigen und von unseren Erleb­nissen im und rund um den Landtag wäh­rend dieser Zeit berichten. Wir haben in der Frak­tion vor allem die Bereiche der par­la­men­ta­ri­schen Bera­tung und der Pres­se­stelle ken­nen­ge­lernt und unter­stützt. Zunächst sollte man dafür erstmal klären, was par­la­men­ta­ri­sche Berater:innen und die Pres­se­stelle eigent­lich machen.

Kevin: Was machen eigentlich parlamentarische Berater:innen?

Definition:

Manchmal werden sie Referent:innen, manchmal Berater:innen genannt. Grund­sätz­lich unter­stützen sie die Abge­ord­neten in der Frak­tion. Par­la­men­ta­ri­sche Berater:innen sind die Expert:innen auf ihrem Gebiet. Von Themen wie der Schul­po­litik, Europa oder Finanzen bis hin zu Gesund­heit oder Inneres. Je nachdem, was gerade ansteht, unter­stützen sie die Abge­ord­neten und Fachsprecher:innen in der Frak­tion. Das heißt, sie lesen sich Anträge und Geset­zes­ent­würfe durch, geben Bewer­tungen zu bestimmten Themen ab. Sie halten Kon­takt zu Ver­bänden, Orga­ni­sa­tionen, anderen Frak­tionen und den Staats­mi­nis­te­rien. Sie sind für die inhalt­liche und orga­ni­sa­to­ri­sche Betreuung ihrer jewei­ligen Themen zuständig und beraten somit die Frak­tion und Abge­ord­neten mit ihrer Exper­tise. 

 

Als Stu­dent im 5. Fach­se­mester der Poli­tik­wis­sen­schaft habe ich mich nach meinem Pflicht­prak­tikum dazu ent­schieden, den Landtag und die SPD-Frak­tion im par­la­men­ta­ri­schen Bera­tungs­dienst ken­nen­zu­lernen. Für mich war diese Tätig­keit beson­ders inter­es­sant, weil es mir die Mög­lich­keit gab, in jeden Fach­be­reich einmal rein­zu­schauen, mich in gewisse Themen ein­zu­ar­beiten und gleich­zeitig zu ver­stehen, wie man Sach­ver­halte poli­tisch-argu­men­tativ auf­ar­beitet. Da der Landtag einen festen Sit­zungs­ka­lender mit Ausschuss‑, Plenar- und Frak­ti­ons­wo­chen hat, hat sich meine Arbeit größ­ten­teils an genau jenem Kalender ori­en­tiert. Für die Aus­schuss­vor­be­rei­tung durfte ich mir Anträge aus den ver­schie­densten Fach­be­rei­chen durch­lesen, diese fak­tisch auf­ar­beiten und somit Argu­mente für oder dagegen finden. Dabei konnte ich vor allem lernen, wie man das Argu­men­ta­tive mit dem Poli­ti­schem sinn­voll ver­knüpft. Natür­lich hatte ich auch die Mög­lich­keit, an den jewei­ligen Aus­schüssen teil­zu­nehmen, ob es der HFA (Haus­halts- und Finanz­aus­schuss) oder der IA (Innen­aus­schuss) war. Anders als im Plenum sitzt man in den Aus­schüssen, um tief in die Materie zu gehen. Das schlug sich vor allem bei den Anhö­rungen, denen ich bei­wohnen durfte, nieder. Dabei im Ple­nar­saal zu sitzen und den Sach­ver­stän­digen zu hören, war äußerst inter­es­sant und eine tolle Erfah­rung. 

Dar­über hinaus standen auch einige Auf­gaben an, die sich auf­grund der Materie über einen län­geren Zeit­raum hinweg gezogen haben. Zu Beginn des Prak­ti­kums hätte ich mir nicht aus­malen können, je so viel über die Grund­steuer oder die Aus­ge­stal­tung von Son­der­ver­mögen zu wissen, wie jetzt. Gesamt­kon­zepte über Rechts­extre­mismus oder Jah­res­be­richte für Ruhegeldempfägner:innen aus­zu­werten, könnte man hier auch als regel­mä­ßige Auf­ga­ben­ge­gen­stände ein­bringen. Dabei war natür­lich nicht nur eine Zusam­men­fas­sung wichtig, son­dern auch die poli­ti­sche Ein­ord­nung und Bewer­tung.

Jakob: Was passiert in einer Pressestelle?

Pressestelle:

Die Pres­se­stelle ist das Bin­de­glied zwi­schen der Frak­tion und der Öffent­lich­keit und dadurch ein sehr wich­tiger Teil der/​für die Frak­tion. Sie ist dafür zuständig, über aktu­elle Themen in der Frak­tion zu infor­mieren. Durch Ver­an­stal­tungen, Internet- und Social Media Prä­senz und Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­lien wie z.B. Bro­schüren infor­miert und klärt die Pres­se­stelle die Öffent­lich­keit auf. Neben der For­mu­lie­rung von Pres­se­mit­tei­lungen werden Presse- und Bürger:innen Anfragen auch in der Pres­se­stelle beant­wortet. Die Referent:innen in der Pres­se­stelle müssen im Gegen­satz zu den par­la­men­ta­ri­schen Berater:innen in allen Themen gut infor­miert sein und jeder Zeit in der Lage sein, auf aktu­elle Situa­tionen, Ent­schei­dungen etc. zu reagieren.

In meinem Jahr zur beruf­li­chen Ori­en­tie­rung nach dem Abitur, habe ich für den gesamten Zeit­raum meines Prak­ti­kums die Arbeit in der Pres­se­stelle begleitet. Die Auf­gaben in der Pres­se­stelle waren sehr viel­seitig und inter­es­sant. In der Pres­se­stelle gab es die Mög­lich­keit, den gesamten Zeit­raum in ver­schie­dene Pro­jekte und Bereiche zu schauen und zu unter­stützen. Wie kom­plexe poli­ti­sche Ent­schei­dungen und Argu­mente in ver­schie­denen For­maten ver­öf­fent­licht und erklärt werden, war dabei immer sehr span­nend und her­aus­for­dernd.
Im Ver­gleich zu den par­la­men­ta­ri­schen Berater:innen gibt es neben dem festen Sit­zungs­ka­lender des Land­tages keine Regel­mä­ßig­keit oder typi­sche Tages­ab­läufe in der Pres­se­stelle. Auf­tritte von Abge­ord­neten, tages­ak­tu­elle Themen und Ent­schei­dungen werden immer direkt auf die Not­wen­dig­keit der öffent­li­chen Wirk­sam­keit geprüft und je nachdem in ver­schie­denen For­maten ver­ar­beitet.
Wäh­rend meiner Prak­ti­kums­zeit habe ich die ver­schie­denen Auf­gaben und Themen genossen. Zu meinen High­lights gehören die Ple­nar­sit­zungen und die ver­schie­denen öffent­li­chen Ver­an­stal­tungen im Landtag und der Frak­tion, an denen ich in ver­schie­denen Rollen teil­nehmen und unter­stützen durfte. Her­aus­zu­heben sind auch noch der Jugend­pres­setag im Säch­si­schen Landtag und die Ver­lei­hung des Frau­en­preises der Frak­tion, zu denen ich ver­schie­dene Bei­träge ver­fasst habe:

Bericht zum Jugendpressetag:
Einspieler für die Frauenpreisverleihung 2023:
Bericht zur 68. Plenarsitzung:

Highlights: 

Die Frak­ti­ons­wo­chen im Landtag sind jene Wochen, in denen die Frak­tion sich intensiv mit bestimmten Themen und der all­ge­meinen poli­ti­schen Lage aus­ein­an­der­setzen und ihre Posi­tionen dazu erar­beiten. Das geschieht vor allem im Rahmen von Frak­ti­ons­sit­zungen und Arbeits­kreisen. Dar­über hinaus stellten die Frak­ti­ons­wo­chen für uns ein High­light unseres Prak­ti­kums dar, denn wäh­rend dieser Wochen treten die Arbeits­kreise zusammen. 

Arbeits­kreise oder kurz “AK” sind interne Gre­mien, welche einen fach­li­chen Fokus haben. Inneres, Sport, Klima, Haus­halt oder Wirt­schaft sind einem AK zuge­hörig; Soziales, Bil­dung, Recht und Ver­fas­sung wieder einem anderen “AK”. Das Beson­dere an den “AKs” ist, dass die Minister:innen/Staatssekretär:innen per­sön­lich bei der Frak­tion erscheinen, um sich den Fragen der Fachsprecher:innen zu stellen und diese auch über gewünschte Themen infor­mieren. In einem klei­neren Kreis kann so viel tief­grei­fender und per­sön­li­cher auf poli­ti­sche Sach­ver­halte ein­ge­gangen werden, was das ganze für mich als Prak­ti­kant der par­la­men­ta­ri­schen Berater:innen noch inter­es­santer gemacht hat. 

Ple­nar­wo­chen könnte man als die hek­ti­schen Wochen beschreiben. Gänge und Büros des Land­tags werden von Laut­spre­chern beschallt, so dass man immer weiß, wer gerade im Plenum eine Rede hält. Auf den Gängen läuft man aller­hand Leute ent­gegen, die Park­plätze vor dem Landtag sind voller schwarzer Limou­sinen und Fahren. Die Ple­nar­wo­chen haben wir genau damit ver­bracht, wofür sie da sind – auf der Gäs­te­tri­büne des Ple­nar­saals zu sitzen und dem Plenum gespannt lau­schen. Egal ob Themen wie Zukunfts­in­ves­tionen, Gleich­stel­lung im Frei­staat oder Här­te­fall­fonds für Ostrenter:innen. Im Plenum konnte man sehen, wie Themen und Inhalte, an denen man mit­ge­wirkt hat, nach außen getragen werden und Hand und Fuß fassen.

Das High­light unserer Prak­ti­kums­zeit war die regu­läre Früh­jahrs­klausur der Land­tags­frak­tion vom 23.03. bis 24.03. im Kloster Nim­b­schen.
An dieser nahmen alle Abge­ord­neten, Minister:in, Staatssekretär:innen und Mitarbeiter:innen teil. An beiden Tagen wurde intensiv zu ver­schie­denen Themen wie zum Bei­spiel “Zukunfts­in­dus­trie­land Sachsen” dis­ku­tiert und zwei Posi­ti­ons­pa­piere der Frak­tion beschlossen. Außerdem fand eine Video­kon­fe­renz mit dem Saar­län­di­schen Staats­mi­nister für Finanzen und Wis­sen­schaft, Jakob von Weiz­sä­cker, statt. Mit einem gemein­samen Klos­ter­rund­gang, Abend­essen und Bow­ling Runden ließen wir den Abend aus­klingen und führten mit Abge­ord­neten und Mitarbeiter:innen viele Gespräche. In den zwei Tagen der Frak­ti­ons­klausur hat sich für uns noch einmal das Bild auf die SPD-Frak­tion bestä­tigt. 

Den gesamten Zeit­raum unserer Prak­ti­kums­zeit wurden wir von allen Mitarbeiter:innen in die Frak­tion inte­griert. Ein fami­liäres und sehr ange­nehmes Arbeits­um­feld ent­wi­ckelte sich daraus, was wir bisher noch nie bei anderen Prak­tika oder Jobs erlebt haben. Wir können es jedem/​jeder Schüler:in und Student:in emp­fehlen, ein Prak­tikum in der SPD-Frak­tion im Säch­si­schen Landtag zu absol­vieren.